Brüssel

Die belgische Hauptstadt habe ich lange nicht besucht, obwohl sie eine meiner Lieblingsstädte ist. Es gab Zeiten, da war ich vier, fünf Mal im Jahr dort.
Heute reise ich mit dem Zug an. Bruxelles- Midi. Ich steige aus, folge den anderen Passagieren zum Ausgang. Orientierung? Ehrlich gesagt: Ich habe keine Ahnung, wie ich von hier aus irgendwohin komme, wo ich mich zumindest ein wenig auskenne.
Aber das ist auch komplett egal. Heute will ich mich treiben lassen, zumindest am Anfang, ich habe 8 Stunden Zeit. Und fotografieren will ich. Alles Mögliche. Dazu habe ich die Lumix FZ1000 mit im Gepäck und mein Handy, das Huawei P30 ...
(Fortsetzung des Textes weiter unten)
So marschiere ich los. Irgendwie instinktiv ziellos. Kleinere Wohnstraßen ohne besonders interessante Motive, hier und da ein Café, eine Bar. Meist ist das alles hier ein wenig trostlos. Das ist nicht das Brüssel, das ich kenne: für Touristen geschmackvoll aufpoliert. Das ist so ein wenig die Kehrseite der Medaille. Fast an jeder Straßenecke türmt sich ein unansehnlicher Müllhaufen auf und niemand scheint das zu kümmern.
Die meisten Fotos entstehen auf dem Handy. Minimalismus pur. Aber der gute Teufel steckt im Detail. Es macht riesigen Spaß mit der klitzekleinen Kamera made in China zu fotografieren.
Die Wolken ziehen zu und, da ich Lust auf einen Kaffee habe, finde ich Unterschlupf unter den weiten Schirmen eines Cafés. Zur rechten Zeit, denn ich sitze noch keine zwei Minuten, da brechen die Wolken auf und schütten sich aus. Das Regenwasser prasselt auf die Schirme, es ist merklich abgekühlt, doch noch warm genug, um draußen zu bleiben, während andere Gäste sich längst ins Innere des Cafés zurückgezogen haben.
Genau so überraschend, wie der Regen gekommen ist, stoppt er auch wieder. Es ist nicht mehr weit bis zur Brüsseler Börse und der Grand Place. Also mache ich mich auf den Weg. Unterwegs noch eine Portion belgischer Fritten, auf die kann ich heute einfach nicht verzichten, genau so wenig wie später auf einen Glaskelch Bier der Marke Grimbergen.
In den Galeries Royales Saint- Hubert sind relativ wenig Leute unterwegs. Ich schiebe mich an den Schaufenstern vorbei, die wie immer viele Kuriositäten und Brüssel typische Waren zeigen. Pralinen in Herzform, Spitzendeckchen, Parfüms, witzige Figuren, die Caroons entsprungen sind etc.
Die Lumix hole ich erst bei der Don Quichotte & Sancho Panza- Statue heraus, als ich auf dem Weg zur Kathedrale bin. Gegenüber von Señor Quichotte befindet sich eine Statue von Béla Bartok. Ein wunderbares Motiv.
Aber irgendwie scheinen mir die Ergebnisse mit der Lumix nicht gelungen. So packe ich sie wieder in die Tasche. Später, als der Handy- Akku vollkommen leer ist, werde ich sie wieder hervorholen. Und es wird wieder funktionieren zwischen uns, nachdem sie das Schmollen aufgegeben hat.
Aber vorher noch den Durst stillen und das oben schon erwähnte Bier genießen. Ein Blick auf Google Maps verrät mir, dass der direkte Weg zurück zum Bahnhof in zwanzig Minuten zu bewältigen ist. Ich habe noch Zeit und genieße sie.
Später im Zug ist der Fahrgenuss durch das Tragen der Mund- Nasen- Maske doch ziemlich eingetrübt. Aber so sind die Zeiten.
Ich lebe auf dem Lande, aber ab und zu darf es eine Prise Großstadt sein. Die nächste ist schon in der Planung. Mehr dann später.