Konzertfotografie
Eines meiner Hauptthemen ist und bleibt die Konzertfotografie. Corona bescherte mir leider hier eine lange Durststrecke, da aufgrund der Kontaktbeschränkungen die meisten Konzerte abgesagt und auf irgendwann später verschoben wurden.
Was ist der spezielle Reiz an dieser Art der Fotografie?
Im Gegensatz zur Studiofotografie hast nicht du die Szene im Griff, sondern die Szene dich.
Du hast keinerlei Kontrolle über Licht, das „Modell“ und dessen Verhalten. Du wirst zum Jäger des (richtigen) Augenblicks. Nein, eigentlich ist es der Augenblick vor diesem Augenblick, wie es Keith Richards einmal treffend formulierte. Es ist das Erahnen, das Erspüren von dem, was gleich passieren wird. Dazu gehört allerdings neben der jahrelangen Erfahrung auch ein tiefes Vertrauen in die Technik. Und immer wieder die brummenden Fragen: „Habe ich die Kamera richtig eingestellt? Verschlusszeit, Blende, ISO? Habe ich die richtige Brennweite gewählt, sprich das richtige Glas auf der Kamera?“ Bei wechselnden Lichtverhältnissen und plötzlichen Bewegungen auf der Bühne Faktoren, die nicht unwesentlich sind und deshalb immer wieder einmal überprüft werden sollten. Wobei der Begriff „richtig“ so eine Sache für sich ist. Manchmal kann und muss man auch mit dem leben, was gerade möglich ist. Bei Festivals brauche ich auf jeden Fall eine 70-200er Telekinese, aber in kleinen Clubs reichen oft auch kleinere Brennweiten. Sie sollten möglichst lichtstark sein, um kürzere Belichtungszeiten auch bei wahrscheinlich miesem Licht zu ermöglichen.

So tat es wieder gut, sich all diesen Herausforderungen wieder zu stellen. Und es hat sich gelohnt, den Allerwertesten aus der Komfortzone zu hieven und sich wieder vor eine Bühne zu stellen, ohne eine Ahnung davon, was sich darauf abspielen wird.
Wenn man sich auf die Musik einlassen kann, sich von ihr mitnehmen lässt, dem Rhythmus folgt und das ganze Spektakel mit dem Auge, aber auch mit dem Herzen verfolgt, wie hier bei dem Konzert von Jessie Lee & The Alchemists, weißt und spürst du zugleich plötzlich ganz genau, wann du auf den Auslöser drücken musst.
Bei Musik geht es letztendlich um Emotionen und diese einzufangen ist mein Ziel.
Das schönste Kompliment, das mir ein Musiker je gemacht hat, war der Satz: „In deinen Fotos kann ich meine Musik hören.“ Ja, wenn es so ist, bin ich mit meiner Arbeit zufrieden.